Auf der Suche nach dem Warum

Wenn du dein bisheriges Leben immer nur stark, mutig und fleißig warst, wird es Zeit, dich dem Leben zu widmen.

Von Claudia, meiner Yogalehrerin

Mein Rucksack ist gepackt. Der Inhalt ist sehr übersichtlich und nur 6,5 Kilos schwer. Er fehlt noch die Kosmetiktasche, die Medikamente und ein frisch gewaschenes T-Shirt. Ich denke, ich werde bei acht Kilos landen. Mit diesem Gepäck werde ich die nächsten zweieinhalb Wochen klar kommen müssen. Am Mittwoch geht es los. Ich fliege nach Porto und starte den portugiesischen Jakobsweg. Von der Kathedrale in Porto ausgehend, werde ich in 13 Etappen nach Santiago di Compostela pilgern.

Das ist zumindest der Plan. Schon viele Jahr sitzt dieser Wunsch in meinem Kopf und Herzen. Als ich vor zwei Jahren vom wiederbelebten Portugiesischen Jakobsweg hörte, wurde die Planung konkreter. Dieser Jakobsweg startet in Lissabon, führt durch das Landesinnere in den traditionellen Weg, durch alle großen Klöster Portugals. Es gibt eine Strecke entlang der Küste über Porto, die es mir angetan hat und die ich die nächsten zweieinhalb Wochen erkunden möchte. Es gibt viele geführte Touren mit schönen, vorgebuchten Hotels, Gepäckservice inklusive. Aber mal ehrlich, ist das Pilgern?

Ich habe mich für das klassische Pilgern entschieden. Rucksack auf, Pilgerausweis im Gepäck und los. Nichts ist vorgebucht und vorgeplant und ich gehe alleine. Und genau das, wird meine größte Herausforderung. Als moderner, organisierter und strukturierter Mensch, fällt es mir schwer, einfach in den Tag zu gehen, ohne zu wissen, wo ich ankommen und übernachten werde.

Wonach suche ich? Warum mache ich das?

Ich lasse mein Ankleidezimmer, meine Handtaschensammlung und mein Cabrio zurück und werde mit sehr wenig auskommen müssen. Wenn mich jemand nach dem Warum fragt, habe ich noch keine, vor mir selbst belastbare Antwort. Ich fasele von dem Versuch, mit möglichst wenig auszukommen und der Neugier auf das Gehen. Der Camino wird mir die Fragen beantworten.

Buon Camino!