Lage

  • Füße: wollen weiterlaufen
  • Pilgeraufkommen: abnehmend
  • Kalorien: Festessen daheim
  • Wetter: Santiago-Wetter, Regen
  • Stimmung: freu mich auf zuhause

Auf der Suche nach einem Friseur, habe ich mich gestern Abend noch neu eingekleidet. In dem Geschäft waren einige Pilgerinnen mit dem gleichen Bedürfnis. Ich bin froh, frische Sachen anziehen zu können und das mufflige Zeug in den Rucksack packen zu können.

Es regnet wieder. Ich trinke im Hotel noch einen Kaffee mit einem Amsterdamer Pilger. Der fährt heute auch heim. Er fährt mit dem Bus nach Porto zurück und fliegt von dort aus direkt heim. Ist auch eine Option. In Barcelona wird am Flughafen wohl gestreikt und es fallen Flüge aus. Meine zum Glück nicht.

Der Flughafen liegt 13 Kilometer entfernt. Eine lässige Tagesetappe. Als ich meinen Rucksack aufziehe ist er so leicht. Ich möchte am liebsten loslaufen.

Ich fahre dennoch Taxi. Die Wanderstiefel sind im Rucksack. Auf dem Weg zum Flughafen sehe ich ein letztes Camino Schild. Ich werde wehmütig.

Caminoschild zum Abschied

Am Flughafen erzählt mir eine Brasilianerin, ihre Caminoerlebnisse. Sie ist mit Schwester und Schwager und sonstiger Familie gelaufen. Zu fünft waren sie, sie haben immer gequatscht und sind zu langsam gelaufen. Schlafen konnte sie in den Gescheinschaftszimmern oder Airbnbs auch nicht. Aber sie fand’s trotzdem toll, hätte nicht gedacht, dass sie so lange Strecken laufen kann. Sie wird das nochmal machen, dann aber alleine. Ich hätte das richtig gemacht.

Meine Compostela

Finde ich auch! Bevor ich aufgebrochen bin, hatte ich Sorge, dass mir das Pilgern gar nicht gefallen würde, dass es mir langweilig sein könnte, dass ich nicht immer allein sein möchte. Ist alles nicht eingetroffen. Es war eine tolle Erfahrung und ich nehme viel mit nach Hause, in meinen Alltag. Ich habe so viele wundervolle Menschen getroffen und Erlebnisse gehabt.

Den Camino Portugues bin gelaufen, um mich zu sortieren, mich zu finden, nach turbulenten Jahren Stille zu suchen.

Ich werde den Camino Frances laufen. 800 Kilometer statt 260. 32 Etappen statt 14. Sechs Wochen statt zwei. Und ich werde nach Gott suchen. Ein bisschen habe ich ihn schon gefunden, er hat sich einige Male gezeigt.

Wenn ich wiederkomme, werde ich frei nach Steve aus Montana sagen können: I was looking for God and I finaly found him.

Käse aus Santiago

Buon Camino everbody.