Autorin

Ich habe es tatsächlich getan Tag 1

Lage

  • Füße: erstes Warmlaufen
  • Pilgeraufkommen: erste Annäherung in der Kathedrale
  • Kalorien: himmlisch portugiesisch
  • Wetter: strahlender Sonnenschein extra für mich
  • Stimmung: Gefühl von Freiheit, ich darf ganz bei mir sein

Aus dem Mittwoch ist der Freitag geworden. Am Sonntag habe ich meinen ersten Beitrag geschrieben und meinen Rucksack fertig gepackt. Als er kaum fertig war, kam der Anruf meiner Mutter. Mein Vater ist im Badezimmer tot umgefallen. Unser Vater war sehr krank, aber damit war absolut nicht zu rechnen. Es ist ein Tod, wie er ihn sich gewünscht hat, für uns alle dennoch ein Schock. Gestern war die Beerdigung. Es war eine schöne, große Beisetzung. Das hätte ihm gefallen.

Meine Familie hat mich ermuntert, trotzdem den Camino Portugues zu pilgern. Und so bin ich heute von Stuttgart nach Porto geflogen. Am Flughafen war ich über meinen Mut erstaunt, einfach mit dem Rucksack loszuziehen. Ich sage mir, dass ich jederzeit wieder heimfliegen kann, wenn ich in der schweren Zeit jetzt nicht ohne meine Familie sein kann.

Portugals Pastellerias sind legendär. Auf dem Weg ins Hotel habe ich gleich mal einen Stop eingelegt und meinen Mut gefeiert.

Wenn es überhaupt noch was zu feiern gibt. Im Flieger saß ein junger Mann neben mir, ebenfalls mit dem Pilgerführer ausgestattet. Er „joggt“ den Camino in 9 Tagen! Er ist aus dem Flieger raus und gleich losgelaufen. Pro Tag muss er mindestens 30 Kilometer laufen, denn mehr Zeit hat er nicht. Naja, er ist ja auch 30 Jahre jünger als ich. Das mir zum Trost.

Der Kathedrale habe ich meinen Antrittsbesuch abgestattet, lange im Kirchenschiff gesessen, um meinen Vater geweint und mir meinen ersten Pilgerstempel abgeholt. Mit dem Pilgerausweis ausgerüstet, geht es morgen ab der Kathedrale los. Der Credencial del Peregrino der Catedral de Santiago berechtigt den Pilger in den Pilgerherbergen zu übernachten.

Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen. Folge dem Ruf des Weges.

Paulo Coelho

Das Abendessen war köstlich. Es gab eine Meeresfrüchtesuppe im Café Majestic in der Rua Santa Caterina. Ich bin da so reingeschlendert und war dann ob der Berühmtheit ganz erstaunt. Es wird unter den Top 10 der schönsten Cafés der Welt gelistet. Joanne K. Rowling hat hier wohl den ersten Band von Harry Potter geschrieben. Das muss auch der Grund sein, weshalb die Salatblätter hier so teuer sind.

Heute habe ich mir Porto erwandert und lächerliche 9,5 Kilometer zurückgelegt, ohne Gepäck wohlgemerkt.

Morgen wird es ernst. Der Rucksack fühlt sich jetzt schon schwer an.

Boa Noite Porto!

2 Kommentare

  1. Rainer

    Du wirst es schaffen! Ich bin stolz auf dich💖

  2. Angela

    Ich finde Deine Unternehmung wirklich mutig und bin überzeugt Du wirst nicht vorzeitig zurück kehren und auch nicht den Bus nehmen…. der Gedanke an die Möglichkeit nimmt Dir den Druck!… und so wirst Du einfach laufen und Deine Erlebnisse genießen 😊💪🏻, und ich werde Dich mit Spannung vom Schreibtisch aus begleiten 🤗

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